Dass man Aktien nicht auf Kredit kauft, gehört zu den zehn wichtigsten Börsenregeln. Aber immer wieder gibt es Anleger, die in Versuchung geraten, bei niedrigen Zinsen für Kredite und steigenden Kursen an der Börse Aktien zu kaufen, um eine traumhafte Rendite zu erzielen. Damit aus der traumhaften Rendite kein Albtraum wird, sollte man allerdings grundsätzlich darauf verzichten, Aktien auf Kredit zu kaufen.
Aktien auf Kredit kaufen und viel Geld verlieren
Die Idee erscheint einfach. Es wird ein Kredit aufgenommen und das Geld wird benutzt, um lukrative Aktien zu kaufen. Dabei hofft der Anleger darauf, dass die gekauften Aktien unterm Strich mehr Gewinn abwerfen, als der Kredit an Kosten verursacht. Als Kreditsicherheit dient der Bank das Einkommen oder das vorhandene Wertpapierdepot. Wenn die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn verkauft werden können, kann von diesem Geld auch der Kredit getilgt werden. Dadurch kann der Anleger rein theoretisch einen höheren Gewinn erzielen, als wenn er nur sein vorhandenes Geld in Aktien investiert hätte. Eine kluge Strategie mag man Anleger denken. Aber Vorsicht, diese Strategie geht nur dann auf, wenn die Aktienkurse tatsächlich steigen. Davon kann man zwar langfristig ausgehen, aber gerade in der heutigen Zeit, wo der Markt starken Schwankungen unterliegt, kann es Kursrückgänge geben, die fatal sind. Während Anleger, die nur eigenes Geld zum Kauf der Aktien verwendet haben, solche Kursrückgänge aussitzen können, müssen Anleger, die Aktien auf Kredit kaufen, damit rechnen, dass die Bank urplötzlich verlangt, dass zusätzliche Sicherheiten gestellt werden müssen, weil der Depotwert gesunken ist und damit unter der Beleihungsgrenze liegt oder sie verlangt, dass der Kredit kurzfristig komplett zurückgezahlt werden muss. Das heißt für den Anleger, er ist praktisch gezwungen, bei sinkenden Kursen Wertpapiere zu verkaufen und Verluste zu realisieren, nur um den Kredit zurückzahlen zu können.
In solchen Fällen verlieren Anleger nicht nur den erwarteten Gewinn, sondern auch einen relativ hohen Anteil ihres Kapitals – unter Umständen sogar alles. Aus diesem Grund raten Börsenexperten und Verbraucherschützer den Anlegern grundsätzlich dazu, keine Aktien auf Kredit zu kaufen. Die gleiche Empfehlung kommt auch vom deutschen Aktieninstitut. Für die Investition in Aktien sollten Anleger nur Geld verwenden, auf das sie auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren gut verzichten können.
Den Wertpapierkredit auch nicht für andere Zwecke nutzen
In der Regel räumen die Depotbanken ihren Kunden ohne Antrag einen Wertpapierkredit ein, dessen Höhe abhängig vom Beleihungswert der Aktien ist. Der Beleihungswert ist allerdings eine Größe, die täglich schwankt, je nachdem wohin die Kurse sich gerade bewegen. Diesen Wertpapierkredit kann man theoretisch auch einsetzen, um sich Konsumgüter oder Ähnliches zu kaufen. Das hat dann den Vorteil, dass die Bonität nicht geprüft wird, weil als Gegenwert zum Kredit das Depot steht, aber der Wertpapierkredit hat eben auch den Nachteil, dass er bei sinkenden Kursen sofort fällig gestellt werden kann. Anleger müssen also damit rechnen, dass es passieren kann, dass sie den Kredit unerwartet tilgen müssen oder zusätzliche Sicherheiten stellen. Von daher sollte man diesen Wertpapierkredit am besten einfach ignorieren.
